Schauspielerin Angelina Delano – Frage & Antwort

Drei-Blick
Frage & Antwort

Angelina
Delano

Schauspielerin

Schauspiel-Ich

Angelina, du bist.. 

…Schauspielerin

Du heißt eigentlich gar nicht Angelina Delano? Warum ein Künstlername?

Weil mein deutscher Name mich in den USA bei Castings, etc. immer sofort als Ausländerin geoutet hat und ich, auch weil ich gerne reise, immer einen Namen wollte, der für alle leicht aussprechbar ist. Außerdem fand ich den Gedanken, ein Schauspiel-Ich mit neuem Namen zu kreieren, interessant.
 
Warum hast du dich für die Ausbildung zur Schauspielerin entschieden? Und warum in den USA?
 
Einfach weil ich mich in die Schauspielerei verliebt und Lust auf ein Abenteuer hatte!
 
Wie teuer war die Schule und wie hast du dir deinen Lebensunterhalt finanzieren können?
Danach werde ich immer gefragt. Es kommt auf viele Faktoren an. Ausländer zahlen auch leider nochmal mehr als Amerikaner. Das full-time programm kostet pro Semester ca. $7000, das part-time programm $2500 und die Zusatzkurse kosten pro Kurs ca. $200-$300 pro Monat. Für ein Studentenvisum muss man das full-time programm machen. Möglichkeiten zu arbeiten gibt es eigentlich nur über das Internet, da man in den USA nicht so leicht eine Arbeitserlaubnis bekommt. Ich habe deshalb angefangen, online zu unterrichten, hatte aber auch das Glück, dass ich von meiner Familie unterstützt wurde und vorher lange Geld gespart hatte. Wie teuer das Leben in LA ist, kommt auch stark darauf an. Freunde von mir haben teilweise $2000 Dollar pro Monat für ihre Wohnungen gezahlt und waren oft in schicken Restaurants. Man kann sich aber auch wie ich und meine beste Freundin eine kleine Wohnung teilen, kein Geld für Möbel ausgeben und auf einer Matratze auf dem Boden schlafen und immer selbst Zuhause kochen. Dann ist der Unterschied zu den Lebenshaltungskosten in Deutschland gar nicht so groß.
 

Method Acting

Es gibt sehr viele unterschiedliche Techniken. Die bekanntesten dürften die Stanislavski Technik, Method Acting, Meisner, die Stella Adler Technik und das klassische Schauspiel sein. Das Spezielle am Method Acting ist, dass der Fokus auf echte Erlebnisse und darauf, die Figur zu werden und ihre Emotionen wirklich zu fühlen, gelegt wird.

Warum hast du dich für Strasberg's "Method Acting" entschieden?

Ursprünglich bin ich durch die Schließung meiner alten Schule, also eher zufällig, bei Strasberg gelandet. Dann bin ich dort allerdings sehr schnell ein großer Fan vom Method Acting geworden, weil ich realisiert habe, wie echt sich Schauspiel dadurch anfühlen kann, dass die meisten Vorurteile nicht stimmen und wie schnell man bei dieser Technik Fortschritte machen kann.

Wie war die Ausbildung beim SOHN von Lee Strasberg höchstpersönlich?

Sehr interessant! Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass jeder jederzeit zu David gehen konnte, um sich mit ihm über Method Acting zu unterhalten. Es war ihm sogar wichtig, mit allen Schülerinnen und Schülern der Schule regelmäßig ein Gespräch über die Technik und die Fortschritte, Probleme, Fragen des Schülers/der Schülerin zu reden.

Wie war der Unterrichtsablauf in den USA? Siehst du große Unterschiede zu den deutschen Schauspielschulen?

Um ehrlich zu sein hab ich den Vergleich nicht wirklich, da ich nie über einen längeren Zeitraum auf einer deutschen Schauspielschule war. Was aber anders zu sein scheint, ist, dass es bei uns keine Prüfungen, keine Noten und eine Vielzahl an Wahlfächern gab.

Wie groß waren die Klassen und wie waren die Mitschüler?

In den Klassen gab es meistens 8 bis 14 Schüler. Es war auch super interessant Leute aus so vielen unterschiedlichen Ländern kennenzulernen und ich habe dort richtig tolle Menschen getroffen. Manchmal hatte man trotzdem das Gefühl aus einer stereotypischen amerikanischen High School mit viel Chaos und Drama on und off stage zu sein.


Marilyn Monroe

Wie laufen die Aufnahmebedingungen an der Lee Strasberg Schule ab?

Nachdem ich viele unterschiedliche Geschichten gehört habe, bin ich mir gar nicht sicher, ob es so das eine Standardaufnahmeverfahren gibt. Meistens wollen sie einen Nachweis, dass man gut genug Englisch spricht, das nötige Geld hat und sich für ein Visum qualifizieren würde. Davon abgesehen sollte man bei den Vorgesprächen am Telefon einfach nicht so wirken, als hätte man vor, an der Schule Ärger zu machen. Also eigentlich gar nicht so kompliziert.

Unterrichten dort namenhafte Dozenten*innen?

Ja. Zum einen David Strasberg und Lee Strasbergs ehemalige Schülerin Hedy Sonntag, die gerne mal von ihren Erfahrungen mit Hollywood Stars bis hin zu Marilyn Monroe und Co. erzählen. Auf der anderen Seite unterrichten dort auch viele erfolgreiche Schauspieler wie Vincent D‘Onofiro (Full Metal Jacket, Men In Black), Sharon Angela (The Sopranos), die Broadway Schauspielerin Anne DeSalvo und viele mehr.


Andere Welt

Konntest du in den USA Dreherfahrungen sammeln und wie liefen diese ab? Siehst du Unterschiede zu deutschen Produktionen?

Auf einer Hand voll Drehs war ich in den USA, ja. Wobei ich das Gefühl habe, dass Unterschiede beim Dreh mehr durch das Team und Projekt als durch das Land zustande kommen.
 
Inwiefern hat dich die Zeit in den Staaten verändert und wie hast du dein Umfeld wahrgenommen?
LA fühlt sich wie eine ganz andere Welt an. Zum einen ist die Stadt gar nicht mal so ungefährlich. Man lernt schnell aufmerksam zu sein und stumpft auch extrem ab, was potentielle Gefahrensituationen auf der Straße betrifft. Auf der anderen Seite ist die Kultur dort, dass alle extrem freundlich und offen sind, auch wenn es meistens nur oberflächlich ist. Dann gibt es einfach noch Dinge die insgesamt etwas anders laufen als bei uns: Die extrem große Party- und Drogenszene, die Influencer-, Tinder- und Sugar Daddy/Mommy-Kultur, die vielen gefälschten Ehen für Visa und Stripclubs, die extreme Progressivität und der Liberalismus dort, der super interessante Kulturenmix, etc. LA hat mich aber auf jeden Fall vorsichtiger gemacht!


american beauty

Mit 19 hast du die Ausbildung begonnen- nach 3 Jahren bist du wieder zurück in Deutschland und startest voller Elan ins Schauspielbusiness. Wie sind deine zukünftigen Pläne und was machst du dafür?
Mein Plan ist einfach weiter möglichst viel in Richtung Schauspiel zu machen, an mir zu arbeiten, immer weiter zu lernen und dann zu schauen, wo die Reise hingeht…
 
Warum bist du nicht in den Staaten geblieben und hast versucht dort Fuß zu fassen?
Es hat sich (auch durch Corona) einfach so ergeben, dass ich jetzt hier in Deutschland bin, womit ich aktuell auch glücklich bin. In der Zukunft würde ich aber trotzdem gerne längerfristig zurückgehen.
 
Was hast du rückblickend aus der US-Schauspielausbildung mitnehmen können und was hättest du gern anders gemacht?
Unfassbar viel. Sowohl im Bezug auf Schauspiel, als auch auf meine Persönlichkeit und meine zwischenmenschlichen Beziehungen hat mich die Zeit dort extrem vorangebracht. Auf die Schauspielerei hätte ich mich gerne von Anfang an etwas mehr konzentriert. 
 
Was wäre deine Traumrolle?
Eine Rolle, bei der die Figur sehr facettenreich ist, eine interessante Hintergrundgeschichte hat und die Zuschauer einfach irgendwie fasziniert.
 
Hast du ein Schauspiel-Idol?
Ein Idol habe ich nicht, aber ich habe großen Respekt vor allen Schauspielern die hart arbeiten und sich extrem weit für Rollen pushen können.
 
Dein Lieblingsfilm?
American Beauty. Einfach wegen der Thematik, dem Schauspiel und der unfassbar guten Cinematographie.
 
Welche Stärken sollte man als Schauspieler mitbringen? Was sind deine Stärken und Schwächen? 
Belastbar zu sein und mit Ablehnung umgehen zu können, sind definitiv nicht schlecht. Meine größte Schwäche ist mein Perfektionismus. Auf der anderen Seite bin ich ziemlich ambitioniert und diszipliniert, was komischerweise auch dabei hilft, langsam immer entspannter und weniger perfektionistisch zu werden.
 
 

Alltags-Ich

 
Kommen wir zu den drei Leitsätzen von Drei-Blick. Wie siehst du dich?
 
Ich sehe mich selbst als eine Art Projekt, an dem ich gerne jeden Tag arbeite.
 
Wie sehen dich andere?
 
Es kommt wahrscheinlich stark darauf an, wenn man fragt. Mein Alltags-Ich ist etwas verrückt, impulsiv, frech aber trotzdem lieb und eigentlich immer gut drauf. Mein Schauspiel-Ich ist etwas ruhiger und professioneller.
 
Wie möchtest du gesehen werden?
 
Ich würde gerne für meine Arbeit respektiert und als Mensch mit dem man gut arbeiten kann gesehen werden. Bei meinem engen Umfeld hoffe ich, dass sie viel von mir halten. Bei den meisten anderen Menschen, hab ich nur bedingt Kontrolle darüber, was sie denken, weshalb ich mir eigentlich keine Gedanken darüber mache.
 
Aktuell ist das „Sapiens“ von Yuval Noah Harari, weil es eines dieser Bücher ist, bei denen man das Gefühl hat, mit jeder Seite schauer zu werden und die Welt besser zu verstehen.

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Be happy

Dein Lieblingszitat
„My aspiration in life is to be happy.“ – Beyoncé
 
Deine Erkenntnis fürs eigene Leben
Mach das, was dich glücklich macht, aber sei diszipliniert, arbeite hart und werde richtig gut darin.
 
Deine Schlussworte
Wenn ihr mit dem Gedanken spielt Schauspiel in den USA zu studieren und irgendwie die Möglichkeit dazu habt: Tut es einfach! Ihr werdet dort die verrücktesten, witzigsten, krassesten Dinge erleben und als neuer Mensch zurückkommen.
www.drei-blick.de
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