Nicolai Borger – Autor, Regisseur, Schauspieler – Frage & Antwort

Nicolai_Borger_06_k

 

“Mein Berufswunsch war immer klar, weil ich immer das gemacht habe, was ich wollte und damit durchkam. Nachdem ich als Kind meine eigenen Texte inszeniert habe, war ich in diversen Jugendtheatergruppen, dann in Laientheatergruppen und schließlich am jüdischen Theater. Ich habe noch bevor ich mein Abi gemacht habe, mit meiner Leidenschaft Geld verdient. Das hat mich sehr geprägt. Mein Interesse galt immer anderen Kulturen und Länder. Deshalb wollte ich nach China ziehen und habe Sinologie studiert. Allerdings wurde mir klar, dass man Künstler nur mit ganzem Herzen sein kann.”

1. Wie waren deine Anfänge?

Schreiben, inszenieren, spielen- das ist das, was ich tue. Ich stamme aus einer höchst musikalischen Familie. Mein Vater hat dirigiert, mein Großonkel war Musiklehrer. Ich bin mit Musik und Instrumenten aufgewachsen. Meine schönste Kindheitserinnerung: der von Opernmusik vibrierende Holzboden im Wohnzimmer. Als Kind habe ich bereits Theatertexte geschrieben, die mein Vater dann abgetippt und kopiert hat. Ich habe sie dann mit Freunden bei jeder Gelegenheit aufgeführt. Obwohl mir das damals noch gar nicht klar war, habe ich da schon inszeniert. Nach dem Abitur habe ich in Berlin eine Diplomschauspieler Ausbildung absolviert und hatte dann Engagements in Paris, Genf und Hamburg. Später habe ich vornehmlich als Dramatiker gearbeitet. Seit einigen Jahren inszeniere und schreibe ich Varieté Shows und Independent Filme. Das Theater habe ich zurückgestellt, dafür stehe ich viel vor der Kamera, u.a. für “Das melancholische Mädchen” von Susanne Heinrich und im Fernsehen “Constantin Film / Sat.1”. In der internationalen Thriller-Filmproduktion Anthropoid, bin ich aktuell weltweit in der Rolle eines SS Offizers zu sehen. Es war großartig mit dem vorwiegend britischen Team zu arbeiten, zumal auch Weltstars dabei waren- Schauspieler aus dem Cast von Game of Thrones und Jamie Dornan, der Hauptdarsteller aus 50 Shades of Grey. Die Arbeit war dennoch extrem entspannt und ging konzentriert vonstatten. Aktuell kann ich mich auf jeden Fall nicht zurückerinnern, wann ich mich das letzte mal gelangweilt habe. Die darstellenden Künste waren immer Teil meiner Biografie.

 

Nicolai_Borger_01k

2. Was machen deine Filme aus?

Meine Filme sind autobiographisch.  So auch zum Beispiel mein Spielfilm “Drei Finnen”, welches 2014 Premiere hatte. Dies war mein neunter Film indem ich Regie führte und das Drehbuch geschrieben habe. Zurzeit wird ein weiteres Drehbuch von mir als Independent Film umgesetzt. Ich sehe mich als Filmregisseur in der Tradition der Autorenfilmer. Ich schreibe alle Bücher die ich verfilme selbst und nehme keine Umsetzungen fremder Stoffe an. Allerdings arbeite ich als Autor manchmal mit anderen Regisseuren zusammen. Zurzeit wird ein Stoff, den ich gemeinsam mit einem anderen Regisseur geschrieben habe, von selbigem verfilmt. Ich schreibe immer mit Musik und lasse auch am Set immer Musik spielen.

Nicolai_Borger_09k

3. Wie lebt es sich als Künstler?

Ich fahre mehrgleisig als Autor, Regisseur und Schauspieler. Das hat sich als ganz gute Überlebensstrategie erwiesen. Außerdem habe ich wunderbare Agentinnen. Ich lehne auch relativ viele Jobaufträge ab, weil ich nicht daran glaube diese generalisieren zu können. Werbung habe ich bisher keine gedreht, was damit zu tun hat, dass mich bisher keine Anfrage wirklich gereizt hat. Ich lehne daher auch relativ viele Fernsehanfragen ab. Allerdings habe ich kürzlich in einer Serie mitgespielt und es war großartig. Talent als Schauspieler besteht ja vor allem darin sich nicht zu verstellen, auch wenn sich das hierzulande nie herumgesprochen hat. Das macht das Leben nicht beschaulicher, aber spannender. Ich arbeite meist viele Jahre mit den selben Leuten. Mir ist wichtig, dass ich meinen Kollegen vertrauen kann. Ich bin ja beruflich in Ensembles großgeworden und merke schnell wer für oder auf Kosten seiner Kollegen arbeitet.

4. Theater oder Film?

Theater habe ich dem Film lange vorgezogen, sowohl als Schauspieler, wie als Autor und Regisseur. Wahrscheinlich, weil ich mich instinktiv auf der Bühne zu Hause gefühlt habe. Film habe ich aber nun als Heimat für mich entdeckt.

5. Selber spielen oder Regie?

Das ist für mich wie die Frage: lieber Sonne, oder lieber Regen. Ich liebe Sonne und gehöre zu den Menschen die zudem Regen lieben. Gut, dass sich beides ergänzt. Nur eins davon wäre mir zu langweilig.

5. Lieblingsrolle: Killer oder perfekter Schwiegersohn?

Wichtig ist hier immer das menschliche zu finden. Am liebsten spiele ich den Killer spaßig, den Cop romantisch, den harten Typen gebrochen und den Familienvater als Lebemann.

6. Peinlichste Panne auf der Bühne/Dreh?

Das einzig peinliche, ist auf der Bühne oder im Film nicht authentisch zu sein. Alles andere ist Berufsrisiko.

13775340_10208762571455876_5626127584538170305_n

7. Welchen Beruf würdest du alternativ wählen?

Ich wäre ein guter Yoga Lehrer. Mit 16 habe ich den Dalai Lama während einer Audienz in Deutschland kennengelernt. Seitdem meditiere ich und habe eine Kundailini Yoga Einweihung. Meine Lebenseinstellung ist: Sonne im Gesicht, Wind im Rücken und nicht zurücksehen.

8. Absolute Schwäche?

Ich habe einen Espresso-Vollautomaten, den ich sehr strapaziere.

9. Deine Ziele?

Ich will weiter wachsen und andere dabei unterstützen. Immer wieder mich selbst und den anderen wirklich kennenlernen. Wenn ich mich ständig im Kreis drehen müsste wäre ich unglücklich.

10. Was möchtest du den Lesern mitgeben?

Dass jeder seine Wahrheit finden möge und dazu stehen kann.

(Interview: Drei-Blick & Bilder: Xiomara Bender)